Coronabedingt und -konform konnte die Veranstaltung am 28. Januar 2021 nur in sehr kleinem Rahmen in Präsenz am Umweltforschungszentrum, dafür jedoch umso größer digital mit insgesamt über 50 Teilnehmenden stattfinden.
Dabei wurde insbesondere der aktuelle Stand der Konzeptentwicklung präsentiert.
Professor Markus Krabbes von der HTWK Leipzig stellte anschaulich dar, dass einerseits große Gebäudekomplexe zukünftig dezentraler versorgt werden bzw. Fernwärmeleitungen bald anders bzw. dezentraler genutzt werden. Hat bislang beispielsweise das Kraftwerk Lippendorf über eine Fernwärmeleitung Teile von Leipzig versorgt, so werden zukünftig die Leipziger Liegenschaften auch durch erneuerbare Wärmeerzeuger wie Solarthermieanlagen bzw. Abwärme aus industriellen Prozessen und ggf. kleineren, dezentraleren Kraftwerken versorgt. Andererseits werden zukünftig kleinere Objekte zunehmend durch eine Quartierslösung zentral zusammengefasst und mit erneuerbarer Wärme versorgt.
Matthias Jordan hat das Kompetenzfeld Energiesystemanalyse vorgestellt, in dem verschiedene Daten, Modelle und Kataster der Wärmeerzeugung, -transport, -speicherung und -verbrauch zusammengeführt und Varianten der Anlagenkonfiguration optimiert werden. Eine zentrale Rolle spielen dabei verschiedene saisonale Untergrund-Wärmespeicher, die zum Beispiel sommerliche Abwärme aus Klimaanlagen bis in den Winter und dabei im Gegenzug winterliche Kälte für die sommerliche Klimatisierung speichern können. Andererseits können mithilfe der Energiesystemanalyse verschiedene, zukünftige Bewirtschaftungsstrategien bestehender und neuer Wärmenetze im Kontext einer Leitplanung simuliert bzw. optimiert werden.
Die Digitalisierung des Energiemarktes kann in der Region Bitterfeld – Leipzig – Borna als Chance begriffen werden. Leipzig ist mit innovativen Energie-Unternehmen wie der Energiebörse EEX und dem virtuellen Kraftwerksbetreiber Energy2Market ein wichtiges Zentrum mit internationaler Strahlkraft geworden. Mithilfe des Wandels durch die Digitalisierung kann die Region die Vorreiterrolle im Bereich Wärmemarkt weiter ausbauen. Es ergeben sich durch die neuen Technologien auch Anpassungen in den Geschäftsmodellen der Energie- und Wärmebranche.
Wie verdienen Kraftwerksbetreiber Stadtwerke und andere Akteure im Energiemarkt in Zukunft Geld? Steven Hartung hat dazu neuste Erkenntnisse aus dem Innovationsmanagement und Forschung am Kompetenzzentrum Circular Economy, Business Models & Sustainable Transformation der Uni St. Gallen vorgestellt. Er hat digitale Geschäftsstrategien auf die Energiebranche angewendet und eine Methodik zum strukturierten Finden von passenden Geschäftsmodellen für die Wärmewende adaptiert.
Günstige Wärmepreise und hohe Versorgungssicherheit sollen auch in Zukunft die Akzeptanz in der Bevölkerung, eine zügige Transformation des Wärmemarktes und damit einhergehende Reduzierung der Treibhausgas-Emissionen sicherstellen.